Aschermittwoch: Packen wir unser Geschenk aus
Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. In den Kirchen treten Menschen mit gesenktem Haupt nach vorne, um das Aschekreuz auf die Stirn gezeichnet zu bekommen. Dabei werden die Worte gesprochen: Gedenke, Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst. Ein Satz, der aufrüttelt.
Daniel Schaup
3/5/20252 min read


Wir können noch so viel trainieren, uns gesund ernähren, die besten Ärzte konsultieren – unser Körper wird verfallen. Kein Geld der Welt kann uns davor bewahren. Und doch tun wir oft so, als seien wir unsterblich, als könnten wir dem unausweichlichen Ende entkommen. Der Aschermittwoch ruft uns ins Bewusstsein: Wir sind Staub. Alles Äußerliche ist vergänglich, es trägt und hält uns nicht in einem Leben, dessen Kulissen wir dereinst verlassen und dessen Requisiten wir zurücklassen müssen.
Was in dieser Welt einen Hauch von Ewigkeit besitzt, wohnt in den Herzen der Menschen: es ist die Liebe, die Güte, die Freundlichkeit. Gern erinnern wir uns an Menschen, die genau dies angehäuft haben, rühren uns Lebensgeschichten zu tränen, in denen die demütige Kraft der Liebe siegt.
Eine alte klösterliche Anekdote erzählt von einem Mönch, der an einem Aschermittwoch mit gesenktem Haupt vor den Abt trat. Als dieser ihm das Aschekreuz auf die Stirn zeichnete, sprach er die üblichen Worte: Gedenke, Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst!
Der Mönch seufzte und entgegnete: Aber Abt, ich fühle mich nicht wie Staub – eher wie Schlamm!
Manchmal tragen wir schwer an unserem Leben, fühlen uns gefangen in unserem eigenen Schlamm aus Scham, Angst, Selbstvorwürfen oder Resignation; stecken fest, unfähig, uns zu bewegen. Es gibt Momente, in denen wir an uns selbst verzweifeln, in denen wir uns fragen, wo in all dem nur der Sinn liegen mag.
Der Abt schmunzelte und antwortete dem Mönch: Dann sieh zu, dass du dich in fruchtbaren Boden verwandelst!
Der Lotus mit seiner zauberhaften Blüte wächst im Schlamm und um ein Erblühen geht es auch in der am Aschermittwoch beginnenden Fastenzeit! Wir dürfen unseren Schlamm in fruchtbare Erde verwandeln, indem wir unseren Blick auf das große Geschenk richten, das unser Leben ist. Dazu müssen wir es von dem bunten Papier, den Schleifen und Aufklebern befreien. Im Fasten entdecken wir das Geschenk.
Manche beginnen mit einem kleinen äußeren Verzicht – Süßigkeiten, Alkohol, soziale Medien. Andere fasten radikaler und verzichten für Tage auf feste Nahrung. Doch der Verzicht allein ist nicht das Ziel. Es geht um die innere Veränderung, die Verschiebung des Fokus. Es geht darum, Platz zu schaffen für das, was wirklich zählt. Darum, sich neu zu verwurzeln in diesem Leben, damit Dankbarkeit erblüht, die noch schöner strahlt als der Lotus. Wer dankbar lebt, fließt über vor Freude. Deshalb steht am Ende der Fastenzeit Ostern, das Fest der Auferstehung, mit dem wir das Leben in seiner ganzen Fülle feiern dürfen.
